Glossar
1. Bischof Bertold II. von Landsberg
Bertold II. von Landsberg (1454-1502) entstammte einem Adelsgeschlecht aus der Region um Minden. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, war er Domherr und Domdechant in Verden und wurde im Jahr 1470 zum Bischof von Verden gewählt. 1481 wurde er zum Bischof von Hildesheim gewählt, blieb parallel aber Administrator des Verdener Domstifts. Er starb im Mai 1502 auf Schloss Rotenburg bei Verden. In seiner Amtszeit wurde das Kirchenschiff des Verdener Doms neu gebaut.
Als Vorwerk bezeichnet man entweder eine wehrhafte Befestigungsanlage, die einer Burg vorgelagert ist oder – wie in diesem Fall – den Nebenhof eines landwirtschaftlichen Guts, welcher einen wesentlichen Anteil am Ertrag des Gutshofs erwirtschaftete.
3. Kloster Wülfinghausen/Eldagsen
Das Kloster Wülfinghausen liegt nahe Eldagsen – heute ein Stadtteil von Springe – in der Region Hannover. Es wurde im Jahr 1236 als Augustiner-Chorherrenstift erbaut und 1240 vom Bischof von Hildesheim eingeweiht. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1593 säkularisiert und ist seitdem ein Frauenstift, in dem bis heute alleinstehende Frauen evangelisch-lutherischen Glaubens leben.
Die sog. Verlaßbücher sind eine wichtige lokalhistorische Quelle aus dem Stadtarchiv Verden. In mehreren Bänden wurde unter anderem die Übertragung von Grundbesitz schriftlich festgehalten, so dass der Transfer von Besitz innerhalb der Stadt Verden bis heute nachvollzogen werden kann. Die Verlaßbücher umfassen im Wesentlichen einen Zeitraum von 1538 bis 1882.
Die Reformation war eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die im 16. Jahrhundert begann. Sie ist in Deutschland vor allem mit der Person Martin Luthers verbunden und führte langfristig zur Entstehung der evangelisch-lutherischen Kirche. Die Reformation war ein vielfältiges, europaweites Phänomen mit Zentren u.a. in Wittenberg und Zürich. Sie führte zur Veränderung jahrhundertealter Traditionen und in der Frühen Neuzeit zu einer Eindämmung der politischen Macht des Papstes.
Als Augustinnerinnen werden bis heute Nonnen respektive Ordensschwestern bezeichnet, die nach der Ordensregel des heiligen Augustinus leben. Augustinus war ein römischer Bischof und Kirchenlehrer, der im 4. und 5. Jahrhundert lebte und umfangreiche theologische Schriften verfasste. Er gehört zu den vier lateinischen Kirchenvätern. Seine Ordensregel, nach der die Augustinnerinnen leben, besagt unter anderem, ein von Liebe und Eintracht geprägtes Leben zu führen.
Hermann Niger, geboren um 1550 in Braunschweig, nahm als Sohn eines Arztes um 1568 in Leipzig ein Studium der Rechtswissenschaften auf, welches er 1576 in Marburg mit dem Doktortitel beendete. Nach einer akademischen Laufbahn, unter anderem als Gelehrter an der juristischen Fakultät der Universität Helmstedt, begann er seine Karriere als Syndikus, die ihn Ende der 1590er Jahre nach Verden führte. Nach weiteren Stationen als Kanzler der Grafschaft Oldenburg und der Stadt Braunschweig ließ er sich in Magdeburg nieder, wo er mutmaßlich auch starb.
8. Bischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel
Philipp Sigismund (1568-1623) entstammte dem welfischen Geschlecht der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1586 wird er als Nachfolger von Bischof Eberhard von Holle zum protestantischen Bischof von Verden gewählt. Fünf Jahre später wurde er zudem Fürstbischof von Osnabrück sowie 1598 Domprobst am Dom zu Halberstadt. Er war parallel auch Domherr in Bremen und Magdeburg. Für das Hochstift Verden erließ er 1600 eine neue lutherische Kirchenordnung und reformierte das Münzwesen, was dem Handel in Verden zu Gute kam. Nach seinem Tod auf Schloss Iburg im Frühjahr 1623 wurde er im bis heute erhaltenen Sarkophag im Dom zu Verden beigesetzt.
Als Weserrenaissance wird in der Kunst- und Architekturgeschichte ein regionaler Baustil der Renaissance bezeichnet, der sich in einzelnen Bauten entlang der Weser bis heute präsentiert. Im Zeitraum zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg – also zwischen Mitte des 16. und Mitte des 17. Jahrhunderts – erlebten insbesondere die Städte entlang der Weser einen Bauboom. Es entstanden vor allem Rathäuser und Schlösser im neuen Stil, der sich z.B. durch die Verwendung von Fächerrossetten an Fachwerkhäusern auszeichnete.
Atlanten sind Figuren in der Kunst, die sich auf den Titan namens Atlas aus der griechischen Mythologie beziehen. Laut mythologischer Erzählung stützt Atlas das Himmelsgewölbe am westlichen Rand der bekannten Welt. An diese Funktion anknüpfend werden in der Kunst entsprechende Figuren erschaffen – etwa Stützfiguren an Treppen oder an Möbeln.
Der Dreißigjährige Krieg war ein Krieg zwischen verschiedenen deutschen und europäischen Herrschern um die Vormacht im Alten Reich und Europa. Ausgelöst durch den sog. Prager Fenstersturz 1618 und beendet mit dem Westfälischen Frieden 1648 war dieser Krieg durch die konfessionellen und politischen Gegensätze der Kriegsparteien geprägt. Umherziehende, plündernde Heere, die massive Gewalt gegen die Bevölkerung, Hungersnöte und Seuchen waren nur einige der jahrzehntelang anhaltenden Kriegsfolgen, die sich zum Teil bis heute in das kollektive Gedächtnis Europas einbrannten.
Als sog. Altes Reich wird das geografische und politische Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation bezeichnet, welches vom Spätmittelalter bis zum Jahr 1806 existierte. Es umfasste stets den Herrschaftsbereich des römisch-deutschen Kaisers. Der Name leitete sich von der Vorstellung ab, dass die römisch-deutschen Kaiser, die Herrschaft des antiken Römischen Reiches in christlicher Tradition fortsetzten. Über ein Jahrtausend blieb das Alte Reich bestehen, bis es sich in Folge der Napoleonischen Herrschaft über Europa auflöste.
Der Syndikus ist ein seit dem Mittelalter bestehendes Amt. Historisch war er vor allem für die juristische Beratung und juristische Vertretung von Bürgermeistern und Räten der Städte verantwortlich. Meist war er im sog. gemeinen Recht und im römischen Recht, teilweise auch im kanonischen Kirchenrecht an einer Universität ausgebildet. Heute ist der Syndikus ein Rechts- oder Patentanwalt, der für ein Unternehmen, eine Stiftung oder einen Verband im Angestelltenverhältnis arbeitet.
14. dendrochronologische Untersuchung
Dendrochronologie ist eine spezifische Datierungsmethode, die unter anderem in der Archäologie und den Geowissenschaften angewendet wird. Sie wird auch als Lehre vom Baumalter bezeichnet. Dendrochronologische Untersuchungen analysieren und datieren die Baumringe, etwa von altem verbautem Holz, so dass eine genaue Datierung des Baustoffs möglich wird. Auch Informationen zum Klima können etwa anhand der Wachstumsphase eines Baumes während einer bestimmten Klimaperiode so ermittelt werden.
Die Deutsche Revolution von 1848/49 wird auch als Märzrevolution bezeichnet. In verschiedenen Teilen des Deutschen Bundes kam es zu Aufständen und Protesten gegen die konservativen Fürsten und ihre Landesregierungen. Bürgerlich-demokratische und liberale Bewegungen strebten im Sinne der Forderungen der Französischen Revolution nach nationaler Einheit und Unabhängigkeit. Trotz einiger Erfolge – wie der ersten, frei gewählten Nationalratsversammlung – wurde die Revolution von den konservativen Landesherrschern niedergeschlagen und damit beendet.
Nach den Napoleonischen Kriegen und der darauffolgenden Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress, entstand das Königreich Hannover im Jahr 1814. Es war der Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg. Die Könige von Hannover entstammten der jahrhundertealten Dynastie der Welfen. Das Königreich existierte bis zum Jahr 1866. Es verlor in Folge des preußisch-österreichischen Krieges seine Unabhängigkeit und wurde schließlich vom Königreich Preußen annektiert und als Provinz Hannover in den preußischen Staat integriert.
Ein Mittelrisalit ist ein architektonisches Gestaltungsmittel zur Gliederung der Fassade. Es handelt sich dabei um einen, meist auf ganzer Höhe der Fassade, horizontal und mittig zum Baukörper hervorspringendes Gebäudeteil.
Die Kunst- und Architekturgeschichte bezeichnet mit Historismus eine bestimmte stilistische Epoche um 1900 bzw. im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Im Historismus beziehen sich Künstler und Architekten auf Stile vergangener Jahrhunderte, etwa der Renaissance oder dem Barock. Aus diesen entlehnten sie bestimmte Stilelemente und passten sie ihrem zeitgenössischen Geschmack an.
Erstmals Ende 2019 in China aufgetreten, verbreitete sich das Virus, welches dem SARS-Erreger ähnelt und zu den Coronaviren gehört, im Jahr 2020 weltweit. Die daraus folgende Pandemie führte zu wirtschaftlichen Lockdowns und sozialen Einschränkungen, die ein im 21. Jahrhundert ungekanntes Ausmaß annahmen. Erst die Entwicklung von Impfstoffen konnte zur Eindämmung der Pandemie beitragen.