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Der Sitz des Syndikus

Der Syndikatshof blieb insgesamt fast 200 Jahre als Amtssitz des Syndikus im städtischen Besitz. In dieser Zeit nutzten insgesamt zwölf Syndizi das Gebäude mit Dienstwohnung und umliegenden Wirtschaftsgebäuden. Wie die Bezeichnung „Syndikatshof“ bereits verrät, war mit dem Gebäude auch Grundbesitz verbunden, der bewirtschaftet werden musste. Denn die Syndizi wurden bis weit in das 19. Jahrhundert auch mit Naturalabgaben entlohnt. Über ihren Verkauf machten diese einen gewissen Anteil des Gehalts des Syndikus aus. Dass der Syndikatshof bewirtschaftet wurde, darauf deuten bis heute sichtbare Spuren am Gebäude hin. Insbesondere der Torbogen auf der Hofseite, welcher ursprünglich ein zwischen 80 und 100cm niedrigeres Bodenniveau aufwies, diente als Durchfahrt für Fuhrwerke. Gerahmt war diese Durchfahrt mit Ritterfiguren aus Sandstein, die sich heute am Carl-Hatzky-Weg befinden.


Achtzig Jahre nachdem der Syndikus Dr. Hermann Hoyer den Syndikatshof bezogen hatte, erfolgte unter Syndikus Albrecht Andreas von Ramdohr 1736 eine umfangreiche Sanierung. Sein von 1780 bis 1807 amtierender Nachfolger, Syndikus Ludwig Christian Heinsius, ließ schließlich noch die zugehörigen Wirtschaftsgebäude des Hofes erneuern. Diese Sanierungen aus dem 18. Jahrhundert legten nicht nur den Grundstein für den Erhalt der repräsentativen, architektonischen Bauelemente aus der Weserrenaissance, sondern sind bis heute anhand dendrochronologischer Untersuchungen nachweisbar.


Im Jahr 1852 verkaufte die Stadt den Syndikatshof an den Malermeister Christian Friedrich Wilhelm Knoche für den Preis von 2510 Thaler. Der Verkauf an einen Privatmann und damit eine künftige private Nutzung als Wohn- und Geschäftsgebäude war die Folge von Veränderungen im städtischen Justizwesen. Bis dato gehörte die städtische Justiz mit dem Stadtgericht zum Aufgabenbereich der städtischen Verwaltung bzw. zum Magistrat von Verden. Ausgehend von Ideen der Französischen Revolution 1789 und der Märzrevolution 1848 sollte das bisherige Justizwesen reformiert werden. Auch das Königreich Hannover erhielt daraufhin 1852 eine Justizreform, wonach unter anderem die Rechtspflege und die Verwaltung fortan getrennt werden sollten. Da Verden eine Stadt im Königreich Hannover war, wurde die Justizreform auch hier vor Ort umgesetzt. Letztendlich bedeutete es, dass das Amt des Syndikus abgeschafft und ein sog. Obergericht im Hauptgebäude des Amtshofs an der Stiftshofstraße eingerichtet wurde.

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Ohne Syndikus, aber mit Kosten zur Unterhaltung des Amtshofs für das Obergericht konfrontiert, war es für die Stadt eine logische Konsequenz den Syndikatshof schließlich zu verkaufen.